Berlin 2021

Sensibilisierung des medizinischen Personals bezüglich behinderter Frauen

Im Umgang mit behinderten Frauen in der gesundheitlichen Versorgung ist zu beklagen, dass auf die spezifischen Bedürfnisse und Bedarfe nicht adäquat eingegangen wird. In den Curricula zur Aus- und Fortbildung von medizinischen Fachkräften sind Lehrinhalte zum Thema Frauen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen nicht enthalten.

  1. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um hier auf eine Bewusstseinsbildung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention hinzuwirken?

Wir wollen, dass auch in Zukunft jeder in Deutschland Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung hat, unabhängig von seinem Einkommen, Alter oder gesundheitlichen Zustand. Wir stehen für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen, das Menschlichkeit, Qualität und Bezahlbarkeit zusammenführt und zu einer hohen Lebensqualität beiträgt. In Deutschland gelten hohe medizinische Standards. Fachärzte aller Fachrichtungen, sind verpflichtet, sich regelmäßig weiterzubilden, um auch in diesem Bereich ein hohes medizinisches Niveau gewährleisten zu können.

In Berlin leben mehr als 600.000 Menschen mit Behinderungen. Um gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Menschen mit und ohne Behinderungen, psychischen oder chronischen Erkrankungen zu schaffen, arbeiten wir für einen ungehinderten Zugang zu bestmöglicher Bildung in jedem Alter, zu existenzsichernder Erwerbsarbeit und bezahlbarem Wohnraum sowie für ungehinderte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Berliner Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auch weiterhin partizipativ zusammen mit Menschen mit Beeinträchtigungen und ihren Selbstorganisationen als auch Vertretungsorganisationen umgesetzt, evaluiert und fortgeschrieben wird. So können wir Hindernisse ermitteln und beseitigen, denen sich Menschen mit Behinderungen, chronischen Beschwerden oder Beeinträchtigen in all ihrer Vielfalt gegenübersehen. Die Situation des Landesbeirats und der Bezirksbeiräte für Menschen mit Behinderung wollen wir verbessern.
Wir wollen berlinweit die medizinische und pflegerische Versorgung für Menschen mit Behinderungen sicherstellen. Wir forcieren daher den barrierefreien Umbau von Krankenhäusern, Arztpraxen und Gesundheitsdienstleistern sowie eine ausreichende Versorgung mit Medizinischen Behandlungszentren für erwachsene Menschen mit Behinderungen. Wir schaffen mehr barrierefreie Schutzmöglichkeiten für Frauen mit Behinderungen vor Gewalt und bauen Hilfen für Menschen mit Migrationsbiografie und Behinderungen aus. Wir fördern Modellprojekte, um die Selbstbestimmung von Menschen zu wahren, denen eine verbale Kommunikation nicht möglich ist. Wir stabilisieren die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB).

Wir sind mit den Akteur*innen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen regelmäßig im Gespräch und haben den Eindruck, dass in den letzten Jahren das Bewusstsein sowohl für bestimmte Bedarfslagen und Rechte von Menschen mit Behinderung als auch für frauenspezifische Bedarfe und Bedürfnisse gestiegen ist. Gleichwohl besteht aber an dieser Stelle im Versorgungsalltag erheblicher Verbesserungsbedarf. Es wäre sinnvoll, das Thema in die Curricula der Aus- und Weiterbildung wie auch in Fortbildungen zu implementieren. Darüber hinaus braucht es unseres Erachtens mehr Beratungsangebote, wie etwa die Rahmenbedingungen im Versorgungsalltag so gestaltet werden können, dass auf spezifische Bedürfnisse und Bedarfe besser eingegangen werden kann. Wichtig wäre zudem, anonyme Beschwerdemöglichkeiten für Patient*innen und Mitarbeiter*innen systematisch einzurichten und eine qualitative Auswertung zu gewährleisten, die basierend auf den bekundeten Missständen strukturelle Verbesserungen ermöglicht.

Alle Gesetze, Verordnungen und sonstigen Vorschriften mit rechtsverbindlichem Charakter müssen überprüft werden, ob sie der UN-BRK entsprechen und bei Bedarf entsprechend geändert werden. Dazu gehören entsprechend auch die Curricula zur Aus- und Fortbildung von medizinischem Fachpersonal. Inklusives Denken und Sensibilität für die Bedarfe und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen müssen in der Ausbildung von medizinischem Fachpersonal Standard und zentraler Bestandteil sein.

Wir Freien Demokraten stehen einer breiteren Aufklärung über die spezifischen Bedürfnisse von (insbesondere mehrfach diskriminierten) Frauen mit chronischen Behinderungen im Sinne der Bestimmungen der UN-Behindertenrechtskonvention aufgeschlossen gegenüber. Wir sehen hier die Verantwortlichen in Bildung und Ausbildung gefordert, ihre Ausbildungspläne und Curricula anzupassen. Niemand soll wegen einer Behinderung oder dem Geschlecht benachteiligt sein. Frauen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung sind durch eine potentielle Diskriminierungskumulation sowohl innerhalb als auch außerhalb ihres häuslichen Umfelds im stärkeren Maße durch Gewalt, Verletzung oder Missbrauch, Nichtbeachtung oder Vernachlässigung, Misshandlung oder Ausbeutung gefährdet. Daher soll auf eine Einfügung des Umgangs mit kumulierten Benachteiligungen in den Lehrgängen medizinischer Fachkräfte verstärkt hingewirkt werden, um einen höheren Sensibilisierungsgrad der Fachkräfte zu erreichen und die intersektionale Sichtweise auf (Mehrfach-)Diskriminierungen zu stärken.

Von der AfD haben wir keine Antworten auf unsere Fragen erhalten.