Die SPD ist diejenige politische Kraft, die sich zu einer Stadt der Vielfalt bekennt und konsequent für Solidarität eintritt. Wir wollen, dass diese Vielfalt in der Gesellschaft aber auch in unseren eigenen Strukturen anerkannt und sichtbar gemacht wird. Um auch unsere eigenen Strukturen und Mitglieder weiter zu sensibilisieren, weiten wir die Schulungen zu interkultureller Kompetenz, Antirassismus und Antisexismus für alle Parteigliederungen aus. Die Studienlage zeigt auch deutlich, dass insbesondere Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsbiographie in vielen gesellschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert. Vor allem in Planungs- und Entscheidungsinstitution sind sie nicht oder nur unzureichend vertreten. In ihrem Bericht vom Januar 2021 stellt die Fachkommission „Integrationsfähigkeit“ der Bundesregierung fest, dass solche Repräsentationslücken in den Institutionen, die das Gemeinwesen symbolisieren und vertreten, ein demokratisches und gesellschaftspolitisches Problem darstellen. Deshalb setzt sich die Berliner SPD seit Jahren dafür ein, den Zugang von Menschen of Color sowie Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsbiographie zu politische Beteiligungs- und Ehrenamtsmöglichkeiten zu verbessern.
Dafür braucht es politische Institutionen, die ihre Identitäten anerkennen, ihnen Schutzräume zur Entfaltung bieten und Vielfalt durch entsprechende Identifikationsfiguren nach außen sichtbar machen. Es erfordert politische Strukturen, die offen und durchlässig, einladend und im positiven Sinne fordernd sind. Die Berliner SPD wird daher die mehrsprachige und zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit stärken und die Migrationssozialarbeit stärker in die Berliner Strukturen der Frauenförderung integrieren, um mehr Menschen mit Migrationsgeschichte besser zu erreichen.
Um Repräsentation in politischen Gremien strukturell zu ermöglichen, wollen wir aktiv für mehr Einbürgerungen werben, den Prozess beschleunigen und Ermessensspielräume in diesem Sinne nutzen. Deshalb sollen Einbürgerungen unabhängig vom Wohnort des Antragstellers oder der Antragstellerin vorgenommen werden können. Darüber hinaus wollen wir ein landesweites Einbürgerungszentrum errichten. Aber für uns ist politische Teilhabe viel mehr als ein Mitspracherecht ist. Genauso wichtig ist es, unsere Gesellschaft insgesamt gerechter zu gestalten, sei es in Bezug auf den Zugang zu (politischer) Bildung oder die Verteilung von Ressourcen. Studien haben längst gezeigt, dass Politik in Deutschland einen Class Bias aufweist und dass politische Teilhabe stark von den sozioökonomischen Voraussetzungen einzelner Bürger:innen abhängt. Insbesondere bildungsferne und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind viel weniger in der Lage, sich aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen. Dies gilt umso mehr für viele junge Menschen aus migrantischen Haushalten. Nicht wenige sind überproportional von Armut betroffen oder davon gefährdet. In dieser Hinsicht kann nur ein Politikmodell, das die politische und soziale Teilhabe junger Menschen mit Migrationsgeschichte zusammendenkt, der Lebensrealität der Zielgruppe gerecht werden.