Unterstützung traumatisierter Geflüchteter

Menschen, die vor Krieg, Folter und anderen Katastrophen nach Deutschland geflohen sind, haben in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht oft Traumatisches erlebt. Diese Traumata belasten auch nach der Ankunft in hohem Maß und erschweren ein erfolgreiches Ankommen. Eine traumasensible Betreuung und Versorgung von Geflüchteten kann nicht nur helfen das Leid der Betroffenen nachhaltig zu lindern, sondern auch eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen.

Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um traumatisierte Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Sachsen zu unterstützen?

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Der Freistaat verfügt seit 2015 über psychosoziale Zentren und diese leisten einen wichtigen Beitrag bei der niedrigschwelligen Versorgung von Menschen mit psychischen Belastungen. Mit der Verabschiedung des Sächsischen Integrations- und Teilhabegesetzes wird diese Bedeutung auch gesetzlich verankert, zu welcher wir stehen.

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Unter Petra Köpping als Integrationsministerin wurde 2015 erstmals die Förderrichtlinie „Integrative Maßnahmen“ eingeführt. Über diese fördert Sachsen neben vielen anderen Projekten auch psychosoziale Zentren, die seelisch belastete Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung unterstützen. Als SPD setzen wir uns für den Erhalt und die Stärkung psychosozialer Zentren ein. Wir wollen, dass dieses wichtige Angebot langfristig gefördert und als Versorgungsstruktur gesichert wird, um Planungssicherheit zu schaffen.

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Wir BÜNDNISGRÜNE haben in dieser Legislaturperiode verschiedene Instrumente zum Schutz von vulnerablen Personen im Koalitionsvertrag vereinbart:
Bei der Neuvergabe der Betreiberverträge für die Aufnahmeeinrichtungen in Sachsen werden die Betreiber auch verpflichtet werden, ein Clearingverfahren einzuführen, um besonders vulnerable Personen zu identifizieren. Das schließt auch traumatisierte Personen mit ein. Das Clearing besteht aus Gesprächsangeboten von Sozialarbeitenden in den ersten 14 Tagen des Aufenthaltes und der Weitervermittlung in Hilfestrukturen, wie zum Beispiel den Psychosozialen Zentren. Daneben unterstützt die unabhängige Asylverfahrensberatung Menschen mit traumatischen Erlebnissen während des Asylverfahrens. Außerdem wurde das Gewaltschutzkonzept für die Aufnahmeeinrichtungen überarbeitet und ein*e Gewaltschutzbeauftragte*r für jede Aufnahmeeinrichtung strukturell verankert.

Die Umsetzung der Instrumente durch Innenministerium und Landesdirektion hat jedoch Mängel: Ursprünglich sollte es ein medizinisch-psychologisches Clearingverfahren geben. Hier wollen wir in Zukunft evaluieren, welche Wirkung das nun eingeführte Verfahren hat und nachbessern. Für die Asylverfahrensberatung muss den Beratenden der Zugang in die Aufnahmeeinrichtungen erleichtert werden, denn eine Beratung noch vor der Anhörung ist insbesondere für traumatisierte Personen extrem wichtig. Viel zu oft führt die nachvollziehbare Vermeidungshaltung in Bezug auf das erlebte Trauma dazu, dass die daraus resultierenden Schutzgründe nicht plausibel dargelegt werden können.

Wir BÜNDNISGRÜNE wollen außerdem die Lebensbedingungen in den Aufnahmeeinrichtungen weiter verbessern. Für traumatisierte Personen sind insbesondere sichere Räume, die Unterbringung in kleinen Einrichtungen mit guter infrastruktureller Anbindung, medizinische Versorgung und eine schnelle Verteilung in die Kommunen wichtig.

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Wir werden ein fachlich fundiertes Clearing und Screening-Verfahren in den sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen implementieren, das nicht zwingend in den Händen der Betreiber der Aufnahmeeinrichtungen liegt, sondern mindestens unter fachlicher Konsultation und Begleitung von medizinischen Sachverständigen, sozialen Trägern bzw. den Psychosozialen Zentren eingerichtet und betrieben wird. Die aktuelle Regelung, dass die Betreiber der Erstaufnahmeeinrichtungen dieses Clearing selbst vollziehen, kritisieren wir. Zum Jahresbeginn 2024 waren die Mechanismen zudem nur in den Aufnahmeeinrichtungen in Dresden eingerichtet, nicht aber denen in den Regionen Chemnitz und Leipzig. In den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2023/24 hat unsere Landtagsfraktion jeweils 1,5 Millionen Euro pro Jahr für die Etablierung eines professionellen Clearingverfahrens in den Aufnahmeeinrichtungen zwecks Identifizierung besonders schutzbedürftiger Personen gefordert, um daraus je eine Stelle mit 40h/Woche pro Aufnahmeeinrichtung inklusive Sprachmittlung zu fördern. Anschließend an die Identifizierung von psychischen Belastungen und Erkrankungen und Traumatisierungen fordern wir zudem geeignete Behandlungskapazitäten. Die Betroffenen müssen unverzüglich aus den Erstaufnahmeeinrichtungen in geeignete Unterbringungsformen verlegt werden und je nach konkretem Bedarf Versorgung, Beratung und Behandlung erhalten.
Mit einem Antrag hat die Linksfraktion erneut die Implementierung der Normen der EU-Aufnahmerichtlinie zum Umgang mit Schutzbedürftigen im deutschen Asyl- und Aufenthaltsrecht gefordert (vgl. Landtags-Drucksache 7/9443). Ein Baustein zur barrierearmen Inanspruchnahme von gesundheitlichen Leistungen ist zudem die Einführung einer landesweiten elektronischen Gesundheitskarte für Geflüchtete im Bezug des Asylbewerberleistungsgesetzes. Auch dies hat die Linksfraktion mit verschiedenen parlamentarischen Initiativen immer wieder eingefordert.

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Die Partei Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit setzt sich für eine umfassende Unterstützung traumatisierter, anerkannter Flüchtlinge, nach ihrer Ankunft in Sachsen ein. Wir erkennen die besonderen Herausforderungen und Bedürfnisse dieser Menschen und möchten durch folgende Maßnahmen eine effektive Unterstützung gewährleisten:

Psychologische und psychosoziale Betreuung: Bereitstellung von psychologischer Erstversorgung unmittelbar nach der Ankunft, um akute Traumata zu adressieren. Finanzierung von langfristigen therapeutischen Angeboten um nachhaltige Unterstützung zu gewährleisten.

Sichere und unterstützende Unterbringung: Schaffung von sicheren und ruhigen Unterbringungsmöglichkeiten, die den Bedürfnissen traumatisierter Menschen gerecht werden.

Soziale Integration und Gemeinschaftsunterstützung: Förderung von Gemeinschaftsprojekten und -initiativen, die traumatisierten Geflüchteten helfen, soziale Netzwerke aufzubauen und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Unterstützung von Mentorenprogrammen, bei denen Einheimische Geflüchteten als Ansprechpartner und Unterstützer zur Seite stehen.

Sprach- und Bildungsprogramme: Finanzierung von Sprachkursen, um den Geflüchteten die Integration und den Zugang zu weiteren Bildungs- und Unterstützungsangeboten zu erleichtern. Bereitstellung von Bildungs- und Weiterbildungsprogrammen, um den Geflüchteten neue Perspektiven und Chancen zu eröffnen.

Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung: Stärkung der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen, NGOs, und zivilgesellschaftlichen Organisationen, um ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk zu schaffen. Einrichtung von Koordinationsstellen, die als zentrale Anlaufpunkte für die verschiedenen Unterstützungsangebote dienen.

Durch diese Maßnahmen möchte die Partei Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit sicherstellen, dass traumatisierte Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Sachsen die notwendige Unterstützung und Betreuung erhalten, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und ein neues, sicheres Leben aufzubauen. Unser Ziel ist es, eine integrative und menschliche Flüchtlingspolitik zu fördern, die den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht wird.

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Wir Freie Demokraten wollen die psychosoziale Betreuung verbessern, indem wir die Bereitstellung von spezialisierten psychosozialen Betreuungsangeboten und Traumatherapie durch qualifizierte Fachkräfte sowie den Aufbau von Traumazentren und Beratungsstellen, die auf die Bedürfnisse traumatisierter Geflüchteter eingehen, unterstützen. Gleichzeitig werden wir einen schnellen und unbürokratischen Zugangs zu medizinischer und psychologischer Versorgung sicherstellen und die Zusammenarbeit mit Gesundheitsdiensten und NGOs intensivieren, um eine umfassende Betreuung zu gewährleisten. Darüber hinaus werden wir Projekte und Initiativen, die die soziale Integration und den interkulturellen Austausch unterstützen, fördern und den Aufbau von Netzwerken und Patenschaften, um Geflüchteten den Einstieg in die Gesellschaft zu erleichtern, stärker angehen.