Bundestag 2021

Medizinische Ausstattung für die Versorgung dicker Menschen sicherstellen

Häufig fehlen in Krankenhäusern für die Versorgung hochgewichtiger Menschen geeignete Betten und in Praxen für die Blutdruckmessung passende Manschetten, was zu Messfehlern führt. Einige Diagnoseverfahren, wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT), stehen hochgewichtigen Patient:innen nicht zur Verfügung, da die Geräte unterdimensioniert sind.

  1. Die Ausstattung vieler Gesundheitseinrichtungen ist für die Versorgung hochgewichtiger Menschen ungeeignet. Was werden Sie tun, um die gesundheitliche Versorgung hochgewichtiger Menschen sicherzustellen?
Das Leitbild von CDU und CSU ist eine medizinische und pflegerische Kultur, die dem ganzen Menschen dient. Eine Diskriminierung übergewichtiger Kinder und Erwachsener darf es weder bei der medizinischen Versorgung noch beim Schulsport oder sonst irgendwo geben. Wir sorgen dafür, dass alle Bürgerinnen und Bürger einen wohnortnahen und möglichst barrierefreien sowie digitalen Weg zur Gesundheitsversorgung haben und gut versorgt werden nach den neuesten medizinischen Standards. Dazu fördern wir auch die Gesundheits- und Ernährungsforschung mit hohen Summen. Das schließt die wertneutrale Untersuchung der Zusammenhänge von Gesundheit und Gewicht nach wissenschaftlichen Kriterien ein. Gleichwohl ist festzustellen, dass Übergewicht und Adipositas ein ernst zu nehmendes Problem in Deutschland sind. Deshalb werden wir die Prävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen noch stärker in den Blick nehmen. Unser Alltag findet zunehmend in Räumen und vor dem Bildschirm statt. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche. Zu den Folgen gehören Übergewicht und Fehlernährung sowie abnehmende motorische Fähigkeiten. Unsere Offensive für gesundes Aufwachsen macht Kinder und Jugendliche fit. Sie stärkt ihre körperlichen, motorischen und sensorischen Fähigkeiten, ihr geistiges Leistungsvermögen und ihr Selbstbewusstsein. Mit einem Bundesprogramm werden wir Länder und Träger von Bildungseinrichtungen dabei unterstützen, Ernährung und Bewegung systematisch in die Familienbildung sowie die Bildungs- und Erziehungspläne aufzunehmen. Gesunde Lebensführung soll ein eigenständiges Bildungsziel werden. Darüber hinaus wollen wir alle Vorsorgeuntersuchungen bis zum Jugendalter verbindlich in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufnehmen. Wir werden die Nationale Diabetes-Strategie und den Nationalen Aktionsplan IN FORM im Bereich Familie, Kinderbetreuung und Schule weiterentwickeln.
Wir wollen einen gleichwertigen Zugang zur medizinischen Versorgung für alle. Das Gewicht darf dabei keine negative Rolle für den Zugang zur Behandlung und für die Qualität der Versorgung spielen. Die entsprechende Einrichtung muss als notwendiges Qualitätsmerkmal der Versorgung bei allen Rettungsdiensten in den Basis- und Notfallversorgungszentren sowie in den Fachkliniken verpflichtend vorhanden sein.
Mangelhafte Barrierefreiheit und fehlende auf die Behandlung von hochgewichtigen Patient*innen ausgelegte medizinische Gegenstände und Apparate tragen zur Stigmatisierung bei. Zwar berichten Betroffene davon, dass ihr Gewicht häufig pathologisiert wird und ihnen als einzige Therapiemaßnahme die Gewichtsreduktion empfohlen wird, selbst wenn kein Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Beschwerden und dem Gewicht besteht. Ist dann allerdings zur Minimierung von gewichtsassoziierten Risikofaktoren eine Gewichtsreduktionstherapie tatsächlich notwendig, gibt es je nach Region erhebliche Versorgungslücken für Betroffene. Das liegt u. a. darin begründet, dass Adipositas im deutschen Gesundheitswesen lange nicht als Krankheit anerkannt war, woraus sich Konsequenzen bei der Kostenübernahme von Gewichtsreduktionstherapien für hochgewichtige Menschen ergaben. Mit dem diesjährigen Beschluss für ein Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas kann sich die Situation verbessern. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat den Auftrag zur Erarbeitung des strukturierten, leitliniengerechten und bedarfsorientierten Behandlungsprogramms erhalten, in das sich nach Inkrafttreten kranke Menschen bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse einschreiben lassen können. Ebenso wichtig ist es, den Health-In-All-Policies-Ansatz der WHO zu implementieren um weg von individuellen Schuldzuschreibungen und Verhaltensänderungen hin zu einem gesundheitsfördernden Umfeld zu kommen, in dem Prävention in den Alltagswelten zur Selbstverständlichkeit wird.
Starkes Übergewicht ist für die meisten Betroffenen eine chronische Erkrankung/Einschränkung, die wie andere chronische Erkrankungen von den Verpflichtungen der UN-Behindertenrechtskonvention umfasst ist. DIE LINKE setzt sich seit langem für eine barrierefreie Gesundheitsversorgung ein. Das betrifft nicht nur Barrieren für Menschen mit Gehbehinderungen oder Sprachbarrieren, sondern auch etwa den Zugang für hochgewichtige Menschen. Wir fordern die Berücksichtigung von Barrierefreiheit bei der Zulassung von Kassenpraxen und in der Bedarfsplanung für die ambulante Versorgung.
Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass jede Patientin und jeder Patient die beste Versorgung erhält. Dafür muss die Gesundheitsversorgung künftig umfassend, regional und patientenzentriert gedacht werden. Wir wollen die künstliche Sektorenbarriere zwischen dem ambulanten und dem stationären Versorgungsbereich konsequent abbauen und die Verzahnung und Vernetzung aller Versorgungsbereiche weiterentwickeln.
Bisher hat uns noch keine Antwort der Partei erreicht.