Mangelhafte Barrierefreiheit und fehlende auf die Behandlung von hochgewichtigen Patient*innen ausgelegte medizinische Gegenstände und Apparate tragen zur Stigmatisierung bei. Zwar berichten Betroffene davon, dass ihr Gewicht häufig pathologisiert wird und ihnen als einzige Therapiemaßnahme die Gewichtsreduktion empfohlen wird, selbst wenn kein Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Beschwerden und dem Gewicht besteht. Ist dann allerdings zur Minimierung von gewichtsassoziierten Risikofaktoren eine Gewichtsreduktionstherapie tatsächlich notwendig, gibt es je nach Region erhebliche Versorgungslücken für Betroffene. Das liegt u. a. darin begründet, dass Adipositas im deutschen Gesundheitswesen lange nicht als Krankheit anerkannt war, woraus sich Konsequenzen bei der Kostenübernahme von Gewichtsreduktionstherapien für hochgewichtige Menschen ergaben. Mit dem diesjährigen Beschluss für ein Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas kann sich die Situation verbessern. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat den Auftrag zur Erarbeitung des strukturierten, leitliniengerechten und bedarfsorientierten Behandlungsprogramms erhalten, in das sich nach Inkrafttreten kranke Menschen bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse einschreiben lassen können. Ebenso wichtig ist es, den Health-In-All-Policies-Ansatz der WHO zu implementieren um weg von individuellen Schuldzuschreibungen und Verhaltensänderungen hin zu einem gesundheitsfördernden Umfeld zu kommen, in dem Prävention in den Alltagswelten zur Selbstverständlichkeit wird.